Joesi Prokopetz

Autor

"Ich bin nicht gefragt worden, wann, wie und ob ich dieses Leben betreten will. Ich wurde in die Welt geworfen. Ich möchte daher, wenn ich meine, dass mein Leben gelebt ist, für mich entscheiden, wann ich dieses Leben verlassen möchte. Ich verwehre mich ausdrücklich, durch einen anachronistischen voraufklärerischen Impetus, als Untoter  gegen meinen Willen weiter leben zu müssen." („Der Tod ist so schlimm nicht, läßt er sich doch weitgehend im Liegen erledigen.")

Chris Lohner

Journalistin, Autorin und Schauspielerin

"Seit langem schon bin ich davon überzeugt, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, selbst zu entscheiden, wann er sein Leben beenden möchte. Wenn man mich schon nicht gefragt hat, ob und wann ich auf die Welt kommen will, so sehe ich es als mein persönliches Recht, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, selbst zu entscheiden, wann es für mich Zeit ist, zu gehen. Diese Haltung hat sich einmal mehr verstärkt, als ich meine Mutter auf ihrem jahrelangen Leidensweg begleitet habe. Sie war durch ihre Demenz selbst nicht mehr in der Lage ihren Abgang zu bestimmen. Das möchte ich für mich auf keinen Fall."

Barbara Coudenhove-Kalergi

Journalistin und Herausgeberin

„Der deutsche Verfassungsgerichtshof hat vor kurzem die gewerbsmässige Sterbehilfe zugelassen und das Recht jedes Menschen auf ein selbstbestimmtes Sterben "in jeder Phase seiner Existenz" bekräftigt. Ich stimmte mit dieser Auffassung völlig überein und wünsche mir, dass der österreichische VGH in ähnlicher Weise urteilen möge. Wann jemand sein Leben beenden möchte, sollte er allein bestimmen dürfen und nicht der Staat, die Ärztekammer oder die Bischofskonferenz." 

Daniel Wisser

Schriftsteller

"In meinem Roman Königin der Berge (Österr. Buchpreis 2018, Johann-Beer-Preis 2018) habe ich mich mit dem Thema der Freitodbegleitung und des geplanten Suizids auseinandergesetzt. Der Roman hat keine Botschaft und vermittelt keine Lösungsvorschläge, sondern soll die ausweglose und oft verzweifelte Situation zeigen, in die das große Tabu, mit dem der Freitod in unserer Gesellschaft belegt ist, chronisch Kranke, ihre Angehörigen und Pflegende bringt. So einfach es ist, in der Politik Entscheidungen hinauszuschieben, so zynisch und unmenschlich ist es, alte, leidende und/oder chronische kranke Menschen mit ihren Problemen alleine zu lassen. In diesem Sinn schließe ich mich dieser Initiative an, die die offene, tabulose Auseinandersetzung mit dem ärztlich assistierten Suizid jenseits von Parteipolitik und Lobbies sucht und ermöglichen will."

Daniela Kickl

Autorin und Bloggerin

"Wenn ich daran denke, dass ich mir irgendwann aus dem Holzpyjama die Radieschen von unten anschauen werde, so macht mir das keine Angst. Der Prozess des Sterbens macht mir Angst. Ich möchte nicht wie meine Oma jahrelang unwürdig dahinvegetieren müssen, wundgelegen und dement auf die Erlösung warten. Wenn mir das Schicksal die Gnade eines raschen Todes nicht gewährt, so möchte ich es selbst in die Hand nehmen dürfen. Denn ich bin frei, mit Rechten und Würde ausgestattet geboren. Und so möchte ich auch sterben."

Lotte Ingrisch

Schriftstellerin

"Wir brauchen eine neue Ars moriendi, denn wir haben das Sterben verlernt. Wir kämpfen um unser Leben, weil wir glauben, dass wir nichts anderes haben. Wir klammern uns an den Leib, weil wir glauben, dass wir nichts anderes sind. Da wir unsere biologische Existenz für die einzige halten, haben wir das Leben für heilig erklärt. Soweit es uns selbst betrifft, verteidigen wir es mit äußerster Grausamkeit. Anderen, die wir als Feinde oder Nahrung bezeichnen, versuchen wir es mit allen Mitteln zu rauben. Wir nehmen  Materie auf, und wir scheiden Materie aus. Was soll daran heilig sein? Staat und Gesellschaft fordern, dass wir unsere Triebe im Falle der Maßlosigkeit unterdrücken. Ein maßloser Lebenstrieb aber wird von Staat und Gesellschaft unterstützt, und der medizinische Fortschritt gestattet kaum mehr ein natürliches Ende. Das Resultat ist persönliches wie familiäres Elend und Menschen, die sich selbst überlebt haben, in Altersheimen, Spitälern und häuslicher Langzeitpflege. Als der hippokratische Eid formuliert wurde, war die Medizin noch nicht in der Lage, die natürlichen  Ablaufdaten zu missachten. Das Züchten lebender Leichen kann kaum ihre Aufgabe sein. Der hippokratische Eid entspricht nicht mehr den sittlichen Geboten und gehört endlich verändert. Nicht nur ein Recht auf Leben! Wir haben ein Recht auf den Tod. Jeder, dessen leibliche Existenz unzumutbar geworden ist, soll es für sich selbst einfordern dürfen. Künstlich konserviertes Leben verliert nicht nur physisch an Qualität. Auch die Psyche gerät in eine jämmerliche Verfassung, und wir kommen als Wrack in der nächsten Wirklichkeit an. Die Alternative ist aufgeklärtes Sterben. Schmerzfrei, neugierig, mit einer kleinen Prise Galgenhumor – und glückliche Reise!"

Dr. Andreas Gradert, MSc MA

Präsident Humanistischer Verband Österreich

Das selbstbestimmte Lebensende schützt Würde und Autonomie und ermöglicht mir, mein Leben nach meinen Vorstellungen und Werten beenden zu dürfen. Dies hilft, unnötiges Leiden zu vermeiden und bietet psychische Erleichterung, um die Kontrolle über die letzte Lebensphase behalten. Es respektiert individuelle ethische und religiöse Überzeugungen und verhindert überflüssige medizinische Eingriffe, die die Lebensqualität nicht verbessern. Zudem entlastet es meine Angehörigen emotional, da sie wissen, dass meine Wünsche respektiert wurden. Ein selbstbestimmtes Lebensende reflektiert wesentliche gesellschaftliche Werte wie Freiheit, Respekt und Mitgefühl.

Dr. Gerhard Engelmayer

Ehem. Präsident des Humanistischen Verbandes Österreich (HVÖ)

"Ich habe in meinem Leben viele Menschen sterben gesehen. Es gibt nichts Intimeres und Individuelleres als den Tod.  Mit Menschlichkeit betrachtet ist jeder Wunsch eines Sterbenden oder Todkranken eine heilige Aufgabe für die Beteiligten. Die heilige Aufgabe umzuformulieren, womöglich nach Normen von Unbeteiligten, ist ein inhumaner Akt von Fremdbestimmung aus voraufklärerischen Zeiten. De facto wird in der Praxis in Grenzfällen von vielen Ärzten, Pflegepersonen und Angehörigen ohnehin schon eine menschlichere Sterbe-Kultur ersehnt und vorgedacht."

Stimmen von Betroffenen, Angehörigen, Ärzten und Begleitern

Mag. Nikola Göttling

"Ich kann aufgrund einer progredienten neurologischen Erkrankung meine Beine nicht mehr bewegen. Ich bin an den Rollstuhl gefesselt. Ich habe permanent Schmerzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lähmung in den nächsten Jahren auch meine Arme und Hände betreffen wird, ist gross. Es zeigen sich schon erste Anzeichen.

Der Rest meines Lebens ... ein Gefängnis mit Folter, könnte man sagen.

Wenn das eintritt möchte ich ohne viel Aufwand sterben dürfen. Legal, in meiner Heimat und ohne die Menschen zu kriminalisieren, die mir dabei helfen. Das würde ich auch gerne in Form einer Art  "Sterbeverfügung" festhalten, für den Fall, dass ich kognitiv oder motorisch nicht mehr in der Lage bin, mich klar zu äußern."

Marcela Selinger

"Ich kann nur aus der persönlichen Erfahrung mit meiner Mutter sprechen. Die Möglichkeit der Freitodbegleitung war eine Befreiung für sie und eine Möglichkeit für mich, mich mit dem Leben und dem Sterben auf eine bewusste Art auseinanderzusetzen. Für mich ist es nicht verständlich, wieso manche Menschen glauben, es sei so leicht sich für den Freitod zu entscheiden. Es wird ein Kampf gemacht, aus einem Thema, das für keinen gesunden Menschen tatsächlich nachvollziehbar ist. Die Argumente der ,Gegner' basieren meines Empfindens nach auf Angst und vor allem auf der Überzeugung, es sei einem Menschen nicht zuzutrauen, die Verantwortung, die er für sein Leben übernehmen soll auch übernehmen zu können, wenn es um den eigenen Tod geht. Keiner ist gezwungen den Freitod zu wählen. Für einige Menschen aber stellt er die einzig würdige Lösung dar. Ich unterscheide ganz klar zwischen dem unbegleiteten Suizid, der durch den Ausbau von Suizidvorbeugung weiter bekämpft werden sollte und dem assistierten Freitod, den hauptsächlich jene Menschen in Anspruch nehmen, die schwere und/oder unheilbare Erkrankungen haben. Sie dürfen ihrem Leben aber hierzulande nur durch Gewaltanwendung gegen sich selbst vorzeitig ein Ende setzen."

Dr. Marco Hoffmann

"Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt. In unserer modernen, urbanen und technisierten Welt wird der Tod tabuisiert,  er gehört nicht mehr zum Leben wie einst, als man zu Hause inmitten seiner Lieben sterben konnte. Heute stirbt man fast anonym, oft allein oder allein gelassen in einem „sterilen" Zimmer, an Infusionen und manchmal an Maschinen hängend, im Spital oder im Alten- oder Pflegeheim.

Der Arzt hat seinen Nimbus eines „Gottes in weiß", der heilen kann und den Tod abwehrt, verloren. Er ist vielmehr zu einem Begleiter des Menschen geworden.

Nicht der Tod stellt das Problem dar sondern das Sterben. Viele Menschen haben sich nie mit dem Sterben beschäftigen können oder wollen, daher können sie nicht sterben, obwohl das Ende absehbar ist. Sterben kann sich lange hinziehen. Manche Menschen können sich selbst oder anderen (etwas) nicht verzeihen, andere haben noch etwas wiedergutzumachen, Gewissensbisse oder Selbst-Vorwürfe plagen sie, aber es ist zu spät, sie können ihr Bett nicht mehr verlassen oder der Gegenspieler ist längst nicht mehr von dieser Welt. All dies hindert sie am Sterben. Der Sterbevorgang wird zur Qual, auch wenn Schmerzen weitgehend beherrscht sind. Es ist kein Sterben mehr, es ist ein langsames qualvolles Verenden, ein unvorstellbares, würdeloses Leiden bis der Körper endlich aufgibt. Andere wiederum, die sich ihrer Situation bewusst sind, tun sich vor der Zeit Gewalt an, weil sie befürchten es später nicht mehr zu schaffen. Von der Würde des Menschen kann da keine Rede mehr sein. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit diesen Menschen beizustehen und ihnen zu helfen ihren Lebensweg zu vollenden. Selbstbewusste schwerkranke Menschen benötigen die Sicherheit, dass jemand ihnen hilft und helfen darf, ihr Leben in Würde zu beenden, falls sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind.Wir haben ein Recht auf Leben, keine Pflicht zu leben."